Warum ich diese Springereinsätze liebe

Wenn im Heimeli Not am Mann oder Frau ist, wie aktuell, weil sich ein Mitarbeiter das Bein verletzt hat und es für mindestens eine Woche hochlagern soll, springe ich gerne ein. Auch wenn es für mich jeweils einiges zu organisieren gibt, da ich ja üblicherweise nicht eingeteilt bin und noch andere "Jobs" habe. Ich liebe diese Einsätze. Und ich meine das wörtlich: Klar, wir könnten als Eigentümer immer vor Ort und an der Front im Einsatz sein, wenn wir wollten. Aber es fühlt sich einfach anders an, wenn man wirklich gebraucht wird. Wenn es so richtig Arbeit gibt. Dann macht’s Spass. Es erinnert mich an die Anfangszeit im Heimeli. Damals gehörten solche Einsätze zum Alltag. Ich war ständig am Zimmermachen, Toiletten putzen, Böden reinigen, Wäsche waschen (damals noch ohne Zentralwäscherei), Blumen herrichten… und alles immer unter Zeitdruck.
Alle, seinerzeit noch acht Zimmer, mussten bis zur Mittagszeit tiptop hergerichtet und sauber sein; also war das Zimmermachen weniger eine gemütliche Tätigkeit, denn ein Wettrennen mit der Zeit. Aber genau das liebe ich: Kleine Challenges mit mir selbst. Ich setzte mir Ziele: Zum Beispiel alle Zimmer inkl. Nasszellen in zwei Stunden = 120 Minuten. Geteilt durch 8 Zimmer ergibt 15 Minuten pro Zimmer. Das musste reichen, inkl. Allem.
In jener Zeit habe ich eine eigene Effizienz entwickelt. Jeder Handgriff sass, nichts war zufällig. Ich musste teilweise fast durch die Zimmer rennen, denn oft war ich allein, beziehungsweise nur zusammen mit unserem damaligen Küchenchef, der von 10 bis 12 Uhr den Service übernahm. Danach hiess es für ihn Küche, für mich Service… Heute sind mehr Leute im Team. Zum Glück. Kein Wunder also, dass meine Arbeitsweise manchmal für leicht nervöse Blicke sorgt. Wenn ich im „Springermodus“ durch die Räume hetze, wirkt das auf Aussenstehende... sagen wir: etwas dynamisch. Aber ehrlich gesagt, mir egal. Denn, wenn ich schon einspringe, dann mit Spass. Und Spass habe ich, wenn ich mich selbst herausfordere.
Heute war’s zwar ziemlich entspannt: Nur vier Doppelzimmer, Duschen, Toiletten, Wäsche, und ein verstopfter Abfluss. Vanessa hat die Zimmer unter dem Dach übernommen.
Kurz nach 11 Uhr war ich fertig. Kein neuer Rekord, dazu hätte ich ja alle Zimmer machen müssen, aber zufrieden; mit der Arbeit, dem Ergebnis, dem Gefühl, das Team unterstützt zu haben und mit meinem ganz persönlichen Wettrennen. Und ja, klar, ich weiss, meine Art zu arbeiten bringt Unruhe. Aber wenn man mich schon ruft, dann bekommt man mich halt in Vollgas-Version.
Mein Lohn für meinen Einsatz:
Spass. Bewegung. Erinnerungen an unsere Anfangszeit im Heimeli. Aber auch Dankbarkeit, dass es nicht mehr (oder zumindest nicht mehr immer) so sein muss, wie damals. Und als kleiner Nebeneffekt ein gutes Gefühl oder zumindest kein schlechtes Gewissen, wenn Mitarbeitende denken, sie hätten es gerade so streng, weil sie zu zweit bis zum Mittag alle Zimmer gemacht haben sollten... Denn ich weiss, was möglich ist.
Auch wenn ich natürlich nicht erwarte, dass unsere Mitarbeitenden ebenfalls persönliche Wettrennen veranstalten. Das ist mein ganz eigenes Ding. Und unter uns – jeden Tag würde ich das nicht so wollen.
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