Vom Winde verweht und von glücklichen Stunden

Natürlich sind wir nicht glücklich, wenn wir das Heimeli infolge Schneesturms und Lawinengefahr schliessen müssen, denn eigentlich ist es selten schöner bei uns droben, als wenn es so richtig «chutet». Obwohl solche Tage für mich stundenlanges Schneeräumen bedeuten und entsprechend anstrengend sind, geniesse ich sie auch. Mir wird dann jeweils so richtig bewusst, dass das Heimeli etwas ganz Besonders ist, und ich frage mich, wie die Winterabende wohl vor 100 oder gar 300 Jahren hier oben waren. Winter, die Schneefälle, Stürme – waren kaum anders als heute. Doch es gab wohl kaum einen Wetterbericht und schon gar nicht ein Lawinenbulletin, mit dem man sich hätte auseinandersetzen müssen. Aber heute ist heute, jetzt ist jetzt und jetzt setze ich mich eben mit Wetter und Lawinen auseinander.

Da die kritischen Hänge der Gefahrenzone auf dem Weg ins Heimeli südseitig liegen, werden sie dank der Windrichtung (nord-west) von grossen Schneemengen verschont, was bedeutet, dass Joos nachts oder in den frühen Morgenstunden mit dem Pistenfahrzeug fahren und so die Strasse jeweils von den meterhohen Schneeverfrachtungen befreien kann. Solange es schneit und der Sturm dafür sorgt, dass ich kaum die Hand vor dem Gesicht erkennen kann, ist es unmöglich für mich, zu beurteilen, wie viel Schnee es an den Hängen oberhalb Sapün wirklich hingeworfen hat. Die Lawinensituation vor Ort zu beurteilen ist daher nicht ganz einfach. Umso dankbarer bin ich, mit Hanspeter Hefti (zwar auf der anderen Seite des Strelapasses zu Hause, aber trotzdem doch nah), einen der kompetentesten Lawinenspezialisten der Region als Berater im Hintergrund, bzw. so ab und zu am Draht zu haben.

Seit Montagmorgen hat es ununterbrochen geschneit. Der Sturm hat mir ins Gesicht gepeitscht und alles umgeworfen, was nicht niet- und nagelfest war, sogar um unsere Tanne begann ich mir sorgen zu machen. Aber jetzt, am Dienstagnachmittag, hellt es auf, die Sonne zeigt sich, es fällt kaum mehr Schnee. Mit dem Quad mache ich einen kurzen Abstecher ins Dörfji, ich möchte einen Blick auf die kritischen Hänge werfen und stelle fest, dass es in den Hängen der Gefahrenzone kaum Schnee gab – diese sind vom Sturm fast leergefegt, die Gämsen sind bereits wieder dabei ihren Hunger zu stillen. Ich bin dankbar, so kann Joos nach wie vor gefahrlos im Husky, unserem Pistenfahrzeug, ins Heimeli fahren und die Strasse von den oft meterhohen Schneeverwehungen, die infolge von Windverfrachtungen immer wieder entstehen, befreien und eine neue Basis für eine gute Schlittelpiste schaffen. Kaum bin ich zurück im Heimeli, beginnt es wieder zu tosen, die Sturmpause ist vorbei.

Meine Tage allein im Heimeli sind enorm abwechslungsreich. Schneeschaufeln auf der Terrasse, Schneeschaufeln unter dem Haus, Schneeschaufeln beim Gaslager, Schneeschaufeln beim Maiensäss, kurz etwas essen, Schneeschaufeln zum Technikraum, dann wieder Schneeschaufeln auf der Terrasse, ein paar Stunden Mails beantworten, … ein paar Stunden schlafen und am nächsten Tag mehr oder weniger dasselbe Programm, wirklich abwechslungsreich. Abwechslungsreich auch, weil die Windrichtung dauernd ändert, sie passt sich konstant meiner jeweiligen Position an, so, dass ich den Wind fast immer im Gesicht habe. Hätte mich Hanspeter am Telefon nach der Windrichtung gefragt, so wäre die Antwort einfach gewesen: «Im Kreis herum…». Als der Sturm endlich nachlässt und es plötzlich gespenstisch still wird, ist’s, als würde etwas fehlen; genau, die akustische Unterhaltung. Um mich herum nur noch Lautlosigkeit. Bis schliesslich, ab Mittwochabend, immer wieder Lawinen von der Chüpfenflue donnern, ein unheimliches Tosen. Da ist das Gefühl schon beruhigend, zu wissen, dass das Heimeli zu keiner Zeit gefährdet ist, steht es doch schon über 300 Jahre da. Um ca. 23 Uhr, ich mache meine letzte Runde mit der Schneeschaufel, es hat aufgehört zu schneien. Ich lege mich beruhigt schlafen und als ich irgendwann in der Nacht aus dem Fenster blicke, sehe ich nur noch Sterne funkeln. Kurz nach 5 Uhr bin ich wieder auf den Beinen, ich will ja nicht faul im Bett liegen für den Fall, dass Joos heute wieder so früh auftaucht. Motorengeräusch kündet dann auch schon bald den Husky an, und Joos hat an jenem Morgen nicht nur den Weg präpariert, sondern auch gleich die meterhohen Schneeverfrachtungen auf dem Eisfeld weggestossen, so dass Eisstockschiessen, bis spätestens zum Wochenende hin wieder möglich sein sollte.

Kurz vor 8 Uhr, der Tödi steht in herrlichem Morgenrot, fahre ich nochmals mit dem Quad Richtung Sapün. Nun liegt auch in den Südhängen Schnee, aber nicht so viel, dass man befürchten müsste, allfällige Lawinen könnten die Strasse gefährden. Einige Schneebretter haben sich zwar gelöst, aber sie haben es kaum bis zum Hangfuss geschafft. Und so steht fest, um 14 Uhr werden wir die Strasse wieder öffnen. Ein paar Sonnenstunden über die Mittagszeit werden helfen, dass sich der Schnee noch weiter setzt und die Lawinengefahr auf unserem Weg kaum mehr ein Thema ist. Zwischenzeitlich läuft das Telefon auf Hochtouren. «Sie…, da unten steht eine Tafel, die besagt, dass die Strasse gesperrt ist, heisst das wir können nicht ins Heimeli hochwandern?» oder: «Auf der Homepage steht, dass die Strasse ab 14 Uhr wieder offen ist, können wir trotzdem vorher kommen?» oder auch: «Wir würden heute gerne im Heimeli etwas zu Mittag essen, geht das, auch wenn die Strasse gesperrt ist?» Ich versuche die Gäste zu ermuntern, doch erst am Nachmittag zu kommen, die Strasse sei ab 14 Uhr wieder frei. «Ja aber wir möchten zum Mittagessen kommen, heisst das, das ist nicht möglich?»

Ich bin mir bewusst, dass Gäste gibt, die es ärgert, wenn wir die Strasse bei einem solchen Traumwetter erst am Nachmittag öffnen, vielleicht hätte man früher öffnen können, kann sein. Was ich mit Sicherheit weiss, an einem solchen Wintermärchentag hätten wir bestimmt ganz viele Gäste im Heimeli gehabt, und so viel Geschäftssinn, dass wir uns das nicht freiwillig entgehen lassen sollten, habe sogar ich. Aber ich vertraue einfach darauf, dass unsere Gäste verstehen, dass wir sie mit der Strassenschliessung keines Falls ärgern möchten, sondern einfach an Sicherheit denken!

Für alle die gerne wissen möchten, wie schön es wirklich war… gibt’s hier den Film dazu: https://youtu.be/QcT8LKyhES8

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Kontakt

Berggasthaus Heimeli
7057 Sapün
Tel. +41 (0)81 374 21 61
www.heimeli.swiss

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Reservation Essen - bitte rufen Sie (nur) für eine Reservation zum Essen, welche den aktuellen Tag betrifft, direkt ins Heimeli an. Unser Büro ist nicht rund um die Uhr besetz, Rückmeldungen per Mail können bis zu 24 Std. dauern. 

Übrigens: Auf viele Fragen finden Sie auch hier eine Antwort.

Wegbeschreibung

Anfahrt mit dem Zug oder Auto über Chur nach Langwies. Wenn du bis ins Heimeli hochfahren möchten, kannst du über dein Smartphone in Langwies beim Parkplatz eine Fahrbewilligung lösen. Weitere Informationen...

Öffnungszeiten

10:00 Uhr bis 24:00 Uhr 7 Tage offen (in der Vor- Nachsaison 5 Tage) 

Sommersaison

ca. Mitte Mai bis ca. 1. November 

Wintersaison

1. Adventswochenende bis ca. Ende März (je nach Schneelage)

 

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