Tischlein deck dich – für eins, zwei oder drei…
Was früher selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr. Corona hat die Welt verändert, auch in Belangen, an die wir nie gedacht hätten, wie zum Beispiel bei der «Sitzplatzkultur». Vor Corona war es im Heimeli nie ein Thema, einen Tisch nicht mit anderen Gästen zu teilen, wenn man beispielsweise nur zu zweit anreiste. Die Gäste wurden vom Personal den Tischen zugeteilt, und die Tische wurden gefüllt. Mindestens 4 Personen pro Tisch, bei den grossen Tischen 6 oder 7 Personen. War es nicht das Personal, waren es die Gäste selber, die sich einfach dort noch dazu setzten, wo sich Platz bot. Wir haben sie nie gemocht, die überfüllten Gaststuben und so hatte Corona zumindest diesbezüglich etwas Gutes. Endlich wurde nicht mehr so gemostet, drängten sich nicht länger neu angekommene Gäste an schon fast volle Tische oder rückten auf den Bänken so sehr zusammen, als ginge es darum, sich aufwärmen zu müssen, als wäre es in den Gaststuben bitterkalt. Plötzlich hatten wir eine Ausrede. Die Tische wurden nur noch zu zweit, oder sofern man aus derselben Familie stammte, zu viert geteilt. Es gab Abstandsregeln. Mit unseren 11 Zimmern und 11 Tischen ging das immer wunderbar auf, denn Essensgäste ohne Übernachtung, und somit ohne Zimmer, durften uns schon gar nicht besuchen. Es wurde ruhig in den Gaststuben, fast zu ruhig manchmal. Die Trennwände steuerten das ihre bei.
Wie sind wir dankbar, dass diese Zeiten vorbei sind. - Aber etwas ist geblieben, zumindest bei einigen Gästen, nämlich der Wunsch nach dem eigenen Tisch. Und ich kann das oft sehr gut nachvollziehen. Oder würdest du gerne den Heiratsantrag, für den du extra an einen so romantischen Ort, wie das Heimeli gereist bist, mit fremden Menschen am Tisch machen? oder den 25. Hochzeitstag den du bewusst an einem ruhigen Ort verbringen wolltest um vielleicht über die letzten 25 Jahre zu plaudern mit einfach irgendjemandem am Tisch verbringen?
Wie dem auch sei, für uns ist das Zuteilen der Tische zu einer wahren Herausforderung geworden. Insbesondere dann, wenn an einem Abend alle Doppelzimmer von einzelnen Pärchen, die sich nicht kennen, gebucht wurden. Also bräuchten wir für 11 Zimmer exakt die 11 zur Verfügung stehenden Tische. Aber das Heimeli gehört ja auch den Einheimischen, den Sapünern, den Langwiesern, den Arosernn dem ganzen Schanfigg. Und, na ja, nur um im Heimeli essen zu können auch gleich ein Zimmer zu buchen, das ist nun doch ein bisschen übertrieben – finde ich zumindest. Wer will schon, wenn er quasi ins Nachbardorf zum Essen geht, auch gleich dort übernachten?
Also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Ich begann die Gäste, welche jeweils nur zu zweit anreisen, mit der Frage anzuschreiben, ob es ihnen etwas ausmachen würde, eventuell, vielleicht oder allenfalls, einen Tisch mit zwei weiteren Gästen zu teilen. Und siehe da – ich wurde von vielen positiven Antworten überrascht. Hier ein paar dieser erfreulichen Rückmeldungen:
«… noch so gerne – früher war das doch immer so im Heimeli, das macht doch auch seinen Charme aus.»
«wir teilen den Tisch gerne, wer weiss, was für interessante Menschen man auf diese Weise kennenlernen kann»
«selbstverständlich, teilen wir den Tisch – das gehört doch zur Gemütlichkeit»
Und diese Reaktionen sind es, die mich motivieren, auch für die Wochenenden in Zukunft und nicht nur für die heissbegehrten Weihnachtstage, unsere Gäste, welche zu zweit anreisen, zu fragen, ob es für Sie eine Option wäre, den Tisch zu teilen – wohlverstanden, nur eine Option, kein Zwang, und wenn immer möglich sind wir selbstverständlich bestrebt, auf die Wünsche unserer Gäste einzugehen.
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