Oh Tannenbaum... wie schön sind deine Lichtlein
«aber darfst du überhaupt noch leuchten? Jetzt, da Energiesparen und Energieengpässe nicht nur zu den Schlagzeilen unserer Presse gehören, sondern tatsächlich zu wichtigen geworden Themen sind?
Ja, du darfst. Natürlich haben wir im Team über dich, Heimeli-Tanne gesprochen, wir haben hin und her diskutiert, bis René genug davon hatte, kurzerhand unseren Hauselektriker bestellte und messen liess, wie es tatsächlich mit deinem Energieverbrauch steht. Mit 194 Wh Energieaufnahme, das entspricht 120 kWh über die ganze Wintersaison, ist dein Stromverbrauch geringer als der einer normalen Gastroherdanlage, welche an einem einzigen Abend rund 135 kWh verbraucht. Wir kochen mit Gas und du darfst dafür den ganzen Winter über unsere Gäste erfreuen. Klar auch mit Gas kochen bedeutet Energieverbrauch, und auch der Gaspreis ist explodiert, aber lassen wir dieses Thema.
Auf jeden Fall haben wir entschieden, uns bezüglich aller energieverbrauchenden Utensilien im Heimeli Gedanken zu machen und zu hinterfragen, was wir, oder unsere Gäste wirklich alles benötigen. Sollen wir beispielsweise alle Haarföhns in den Zimmern einsammeln? Nein, das machen wir nicht. Es gibt viel schlimmere Stromfresser als den Haarföhn oder eben als du, liebe Tanne. Zum Beispiel die Kaffeemaschine, die Kühlschränke oder die Geschirrspüler. Sollen wir ab sofort vielleicht von Hand abwaschen und die Gäste bitten, uns dabei zu helfen? Nein, auch das ist keine Lösung, denn das braucht mehr heisses Wasser, als der Geschirrspüler braucht und somit wiederum mehr Energie.
Ich bin im Heimeli tatsächlich durchs Haus spaziert und habe mir überlegt, worauf wir verzichten könnten, um künftig weniger Energie zu verbrauchen. Eine energiesparende Waschmaschine haben wir bereits gekauft, im Wäschetrockner wird nur «Kleinzeugs» getrocknet, meist das, was auf der Leine einfach keinen Platz findet, und auch alle möglichen Leuchtmittel haben wir längst ausgetauscht. Ich komme in die Küche, und mir wird bewusst, in der Küche tummeln sich die meisten Stromfresser. Backofen (wobei wir das Brot mit einem Gasbackofen backen), Steamer, Kühlschränke, Küchenmaschinen oder beispielsweise unser Wärmeschrank für die Teller der Gäste. Und da komme ich ins Grübeln. Angenommen, wir würden warme Speisen auf kalten Tellern servieren – dann wäre das Essen nicht nur schneller kalt, sondern vielleicht würden die Gäste dann auch schneller frieren und daher neben dem Kachelofen und der bestehenden Heizung noch ein zusätzliches Heizöfeli wünschen, was dann vermutlich wiederum mehr Energie benötigen würde, als der Wärmeschrank für die Teller.
Und wenn unsere Mitarbeiter mehr von Hand machen würden? Alles von Hand rühren, den Brotteig von Hand kneten, alles von Hand schneiden? Ja, nicht einmal das ist eine akzeptable Lösung, denn das würde bedeuten, mehr Mitarbeiter einstellen, und soviel Platz haben wir im Heimeli nun auch wieder nicht. Und überhaupt, würden mehr Mitarbeiter nicht auch wiederum mehr Energieverbrauch bedeuten? Denn auch Mitarbeiter duschen und benutzen vielleicht sogar den Haarföhn, und auch Mitarbeiter kochen in ihrer Freizeit in der Mitarbeiterwohnung (hoffentlich) etwas Feines für sich. Bei der Frage, ob sich mit mehr Mitarbeitern Strom sparen liesse, bin ich am Ende meines Lateins. Ich gebe auf. Eines ist mir jedoch bei meiner Grübelei, über das Thema Stromsparen, klar geworden. Du, unsere geliebte Tanne mit deinen 12 Tausend Lichtlein stehst ganz zu unterst auf unserer Massnahmenliste. Dir dein Leuchten zu nehmen, würde bedeuten, viele Gäste einer Freude zu berauben, die letztlich zum Ziel hat, Herzen zu erwärmen. Und ist Herzenswärme nicht auch eine Form von Energie? Wenn ich es aus dieser Warte betrachte, bin ich mir schon fast ziemlich sicher, dass du mehr Energie schenkst, als dass du verbrauchst.
In dem Sinn, liebe Heimeli-Tanne, wir freuen uns auf dein Leuchten, auf deine 12 Tausend Lichtlein und auf deinen einzigartigen Charm – und wir hoffen es gelingt dir, viele Herzen zu erwärmen.»
Danke, dass es dich gibt - dein Heimeli-Team
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