Wenn der Schnee dahinschmilzt...
Für uns sind sie immer etwas Besonderes, die Wochen im Frühling, wenn das Heimeli für Gäste geschlossen ist und dadurch quasi nur uns gehört. Dann, wenn Weg und Umgebung in und ums Heimeli nicht besonders viel Charme ausstrahlen, geniessen wir es für uns zu sein und in aller Ruhe vor uns hin zu werken. Auch an diesem Wochenende, wie meistens, wenn die Strasse allmählich aper wird, nehmen wir den Weg zu Fuss auf uns, um bereits die ersten Schneepfosten die wir im Winter für das Pistenfahrzeug gesetzt haben, einzusammeln. Aber es geht nicht nur um Schneepfosten. Es gibt noch einiges mehr einzusammeln. Vieles, das uns eigentlich nicht wirklich etwas angeht, denken wir. Aber vielleicht irren wir uns. Erstaunlich, was Schneeschmelze so alles hervorbringt. Übrigens seit Corona ist ein neuer Fundgegenstand dazugekommen. In allen Farben sind sie zu finden, die Masken. Blau, weiss, schwarz, bunt… Vor Jahren hätte ich noch gedacht, dass da ein Ärzteteam Richtung Heimeli unterwegs gewesen sein muss. Aber zwischenzeitlich gehören Masken am Strassenrand zu unserem Alltag, auch bei Nicht-Ärzten. Was es sonst noch alles so zu finden gibt auf der Strasse ins Heimeli? Die Liste ist lang. Haarspängeli, Nuggi, Sonnenbrillen, Flaschen, Skistockrädli, Handschuhe, leere Büchsen, und ab und zu sogar ein Geldstück. Und dann sind da noch diese orangen Plastiksäckchen. Ich bin ziemlich sicher, jeder Leser kennt sie, diese kleinen, orangen Dinger, die man ab und zu am Wegrand findet. Manchmal liegen sie auf einer Scheiterbeige, manchmal unter einem Bänkli, manchmal auf einem grossen Stein, manchmal versteckt in einem Mauerspalt. Sogar schon auf der Brüstung der wunderschönen Sapünerbrücke. Und nein, es sind keine Zeichen für Kinder, die sich an einer Schnitzeljagd beteiligen, und trotz Leuchtfarbe, sind es auch keine Wegweiser für verirrte Bergsteiger, sozusagen als Steinmännchenersatz. Es sind die Robidogsäckchen. Ich frage mich, ob sie deshalb orange oder rot sind, um Hundebesitzer, mit dem festen Vorsatz, das Säckchen auf dem Rückweg mitzunehmen, um es fachgerecht zu entsorgen, eher an ihren Vorsatz erinnern sollen? Aber irgendwie scheint das nicht so richtig zu funktionieren.
Liebe Langwieser, ich möchte an dieser Stelle, im Namen des Heimelis, ein grosses Sorry aussprechen, – für all die vergesslichen Hundehalter, auch wenn diese bestimmt nicht alle dem Heimeli zugeordnet werden können. Ich kann mir vorstellen, dass manch Einheimischer, der auf der Strasse Richtung Heimeli spaziert, oder Sapüner, welche im Dörfji zu Hause sind, sich über diese Schandflecke in der Natur ärgern. Und auch, wenn ich nach Möglichkeit die herumliegenden Beutel entsorge, immer mache ich es nicht. Zum Beispiel heute, beim Einsammeln der Schneepfosten. Ich kann und will den Hundekot nicht auch noch miteinsammeln. Ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe ich jedoch schon dabei. Und doch frage ich mich gleichzeitig, ob diese Aufgabe wirklich zum Job eines Gastronomen gehört. Wir haben dafür gesorgt, dass im Heimeli ein Robidog steht und unterhalten diesen natürlich selber. Schliesslich sind bei uns auch Gäste mit Hund willkommen. Aber, nur weil wir den Robidog mit den orangen Säckchen bestücken, heisst das doch nicht unbedingt, dass wir alle Hundebeutel zwischen dem Strelapass und Langwies einsammeln müssen. Oder doch? Ich werde darüber nachdenken. Doch zuvor möchte ich mich mit diesen Zeilen bei allen Einheimischen für das Verständnis gegenüber Touristen, welche das mit der Entsorgung nicht so ernst nehmen, wie wir es uns wünschen würden, bedanken. Danke für eure Toleranz. Ich kann euch versichern, wir hätten es auch gerne anders. Die Idee, dass ich mich mit diesen Zeilen an euch wenden möchte, kommt mir, während ich mich, rund ums Heimeli, um die Hundespuren, oder besser gesagt Hundehalterspuren, welche der Schnee freigegeben hat, kümmere. Eigentlich liebe ich dieses Aufräumen rund ums Haus. Die Sonne die sich immer durch die Wolken kämpft, der Wind der an den Fensterläden rüttelt, das sanfte Rauschen unserer Tanne, das wilde Tosen des Hauptertällibaches, ein Munggenpfiff, die vielen Krokusse… und dazwischen Hundesäckchen, Masken, Papiertaschentücher, Flaschendeckel, Zigarettenkippen…. Glaubt mir, ich arbeite gerne draussen, egal um welche Arbeit es sich handelt. Nur die Zigarettenstummel ärgern mich ein bisschen. Nicht jene, die ich auf dem Heimeliareal einsammele, nein, jene die irgendwo zwischen den Holzbalken versteckt wurden, weil ich dann unweigerlich daran denken muss, wie gefährlich das doch auch sein könnte. Und überhaupt, warum haben es erwachsene Menschen nötig, Zigarettenstummel zu verstecken? Aber vermutlich bin ich einfach zu wenig tolerant. Weil ich es schätze, einem Text ein positives Ende zu schenken, beende ich auch diesen Beitrag mit etwas Wunderbarem. Es ist die krönende Entdeckung des Tages: Unser Rhabarber im Heimeli-Garten der sich, kaum ist der letzte Schnee verschwunden, bereits der Sonne entgegenstreckt!
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