Aus Agnes Engels "Im Schatten der Chüpfenfluh"

„So gingen wir denn mutig und voll Vertrauen an unser Werk. Wir hatten uns nun einmal ein Ziel gesetzt und waren allen negativen Prophezeiungen zum Trotz fest entschlossen, dieses Ziel zu erreichen.“ Und weiter: „Nun, wir richteten uns so ein, wie es eben für den Anfang ging, schliefen vorerst auf Strohsäcken, und als besonderen Komfort zimmerte mein Mann Nachttische aus Kisten, und ich nähte nette Vorhängli dazu. Die Tische, welche in einem „Restaurant“, natürlich nicht fehlen durften, wurden dem schiefen Stubenboden angepasst, damit nicht alles schief hing. Mein praktischer Mann hatte das bald zurecht. Die fensterlose Küche mit ihren rauch- und altersgeschwärzten Balken, dem primitiven Holzherd, noch steingefügt! - unter offenem Kamin, wurde notdürftig hergerichtet. Die grosse Kammer im oberen Stock wurde kurzerhand mit grossen Sacktüchern unterteilt und schon hatten wir zwei „Gästezimmer“. Unser „Hotelporzellan“ bestand aus billigem Steingut, unser „Tafelsilber“ aus Aluminium und unsere „Schlaraffiamatratzen“ wie gesagt aus Stroh! So sah also unser neueröffnetes „Hotel“ aus, schlichter ging's nimmer, wir waren uns dessen vollkommen bewusst. Doch, was tat's? Wir erwarteten ja nicht gerade den Schah von Persien als unseren Gast! - Vorerst rechneten wir mit Gästen, welche auf jeglichen Komfort verzichten konnten, dafür aber ein sauberes Haus, gutes Essen, Ruhe und reine Bergluft zu schätzen wussten, und das hatten wir ihnen zu bieten, das war sozusagen unser „Betriebskapital“.

Zuversichtlich sahen wir über alle Unzulänglichkeiten hinweg auf unser gestecktes Ziel. Wir hatten natürlich auch keinerlei fachliche Erfahrungen, ich bildete mir aber ein, eine einigermassen gute Hausfrau zu sein. Wir hatten auch keinen Fähigkeitsausweis in der Tasche, was wir hatten, war eine gute Dosis Optimismus und Gottvertrauen und den festen Willen, etwas Positives zu schaffen. Und tatsächlich trafen denn so langsam die ersten Gäste ein. Idealisten, könnte man sie nennen, aber sie kamen, es gab sie also wirklich. Unablässig verbesserten wir unsere Einrichtungen, stets aber nach unseren finanziellen Möglichkeiten. Da gab es nichts von Abzahlungsgeschäften, gekauft wurde nur, wenn das nötige Geld vorhanden war...

 

In „Am Fusse der Chüpfenflue“ schreibt Agnes Engel von ihrer Zeit im Heimeli. Sie schreibt über das 200jährige Walserhaus, zu dem sie Sorge tragen und daraus ein Hotel machen will. Sie schreibt über Baubewilligungen, und die Probleme, die ein Umbau in dieser Höhenlage mit sich bringt, über Fragen bei denen es um Wasser und Strom geht – genau wie bei unserem Umbau im 2019.

Zwischenzeitlich ist das Heimeli über 300 Jahre alt. Das kleine Hotel, wurde durch Agnes Engel wachgeküsst und wir sind es, die die Heimeligeschichte weiterschreiben. Unser Ziel ist es, dem Heimeli die Zukunft zu geben, die es verdient. Wie bereits Agnes Engel sie hatte, haben auch wir unsere Visionen.

Agnes schrieb: „Nach einem, wie mir schien, endlosen Papierkrieg – welch ein Glück, dass ich in der Schule das Schreiben gelernt hatte – und nach einem höchstpersönlichen Besuch zweier Herren Regierungsräte auf „Augenschein“ wurde festgestellt, dass unser „Hotel“ wirklich erneuerungsbedürftig war.“

Und heute, 100 Jahre später ist es nicht anders. Was erneuert wurde, musste erneuert werden. Nur so war es möglich, die Zukunft des Heimelis langfristig zu sichern.

Als ich im Buch von Agnes Engel über die damaligen Renovationsarbeiten las, habe ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn wir das Rad der Zeit zurückdrehen würden. Zurück zu den Strohmatratzen, der fensterlosen, rauchgeschwärzten Küche, den Petrollampen. Undenkbar sagen wir, unzumutbar würden vermutlich unsere Gäste sagen, unzulässig die Ämter insbesondere das Lebensmittelinspektorat. Und Agnes Engel? Was würde sie sagen? „Tragt Sorge zum Heimeli und schreibt seine Geschichte weiter...“ und vermutlich würde sie sogar noch hinzufügen: „und sorgt euch nicht drüber, dass ihr keiner keinerlei fachliche Erfahrung habt, die hatte ich auch nicht! Aber ihr habt wie ich, die Liebe zu diesem einmaligen, kleinen Paradies. Das ist das wichtigste...“

Danke Agnes Engel für deine Vorarbeit.

Danke Dominic Richard für dieses Bild aus längst vergangenen Tagen (das Heimeli von hinten)

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