Das Trinkgeld und wie die gute Laune zurückkehrte

Während ich meine Wanderhose in die Waschmaschine lege, fällt aus einer der Taschen ein vergessenes 5 Frankenstück. Ach ja, genau, dieses erhielt ich unlängst von einem Gast, der sich bei mir nochmals extra dafür bedankte, dass ich ihm und seiner Frau einen Geniessersalat an das kleine Tischlein beim Brunnen serviert hatte, und das, obwohl ausserhalb von Terrasse und Gaststuben eigentlich «Selbstbedienung» gilt. Aber, wann immer möglich, erfüllen wir noch so gerne die Wünsche unserer Gäste. Und diese Gäste waren wirklich so nett und liebenswürdig, dass ich es nicht übers Herz gebracht hätte, ihnen den Wunsch abzuschlagen, schon gar nicht, da es vom Aufwand her, gut möglich war. Normalerweise nehme ich selbstverständlich kein Trinkgeld an, ich denke, für den Eigentümer eines Betriebes schickt sich das nicht. Und normalerweise, bekomme ich auch kein Trinkgeld, vermutlich nicht, weil ich einen schlechten Job mache, selbst wenn ich für den Service denkbar ungeeignet bin, sondern eben, weil es unüblich ist, den Eigentümer mit einem Trinkgeld zu belohnen. Aber so ab und zu, und diese Situationen geniesse ich wirklich, wissen die Gäste glücklicherweise nicht, dass ich quasi Eigentümerin oder zumindest Miteigentümerin des Heimelis bin und sehen mich als Küchenhilfe, Reinigungskraft, Quadfahrer oder eben auch als «Fräulein» - wobei man ja «Fräulein» heute nicht mehr sagen darf, doch dazu mehr in einem der nächsten Blogs. 

Der Gast ruft also nach mir – beziehungsweise nach dem «Fräulein», und weil er ja nicht weiss, dass ich kein «Fräulein» bin, und offensichtlich sehr zufrieden mit meinem Service war, belohnt er mir zu guter Letzt mit einem Trinkgeld. Nicht immer habe ich Zeit und Musse zu erklären, weshalb ich kein Trinkgeld annehme, und stecke dieses dann tatsächlich ein, wobei es nachher natürlich zum Trinkgeld für unsere Mitarbeiter kommt. Diesmal ist es anders. Für einmal, habe ich das Trinkgeld für mich in Anspruch genommen. Und dies sogar ganz bewusst. Grund dafür, war der Ärger der in mir brodelte. Dieser hatte zwar nicht im Geringsten etwas mit dem Trinkgeldspender zu tun, aber sehr wohl mit der Situation, in der ich mich befand, als eben diese netten Gäste nach mir riefen. Wie es sich gehört, versuchte ich selbstverständlich sie zuvorkommend zu bedienen, obwohl mir gar nicht drum war. Ich hatte nämlich soeben, kurz mal auf die Schnelle, gute 30 Minuten «verplämperlt», weil ich den Brunnenabfluss in Ordnung bringen musste, welcher mit Steinen vollgestopft war, damit das Wasser vom Brunnen nicht mehr abfliessen kann (dabei es extra einen Stöpsel, welchen man nutzen könnte, hätte). Die Steine waren so verklemmt, dass ich mit Schraubenziehern und allem möglichen Werkzeug das Rohr mühsam «entstopfen» musste. Dazu kam, dass im Spielhüsli überall zerbrochenes Geschirr herum lag, alles war auf den Kopf gestellt. Nicht sehr nett und einladend, für die nächsten Kinder, die hier spielen möchten. Also war ich knapp eine Stunde mit Arbeiten beschäftigt, die, na ja einfach nur unnötig gewesen wären. Zusätzlich ärgerte ich mich darüber, dass immer ich es bin, der solche «Baustellen» in Ordnung bringen muss, also sackte ich, sozusagen als Gegenleistung, für dieses Mal das Trinkgeld für mich selber ein. Ich hatte es wahrlich verdient, zumindest als Entschädigung für meinen Ärger, welcher in mir tobte, obwohl dieser ja, wie bereits erwähnt, nichts mit den trinkgeldspendenden, liebenswürdigen Gästen zu tun hatte. Mir war, wenn ich ehrlich bin, in jenem Moment wirklich nicht nach Herzlichkeit, aber, wenn man einen Gastrobetrieb führt, gehört es zum Job, auch dann nett und zuvorkommend zu sein, wenn einem eher nach Fluchen zumute ist. Also zauberte ich ein Lächeln auf mein Gesicht, und hiess das ältere Ehepaar willkommen. Manchmal ist es anstrengend, in Augenblicken, in denen man so richtig verärgert ist, Freundlichkeit auszustrahlen. Trotzdem lohnt es sich. Meistens zumindest. So auch heute. Dass es beim Trinkgeld nicht primär um den Betrag geht, versteht sich von selbst. Es geht um Wertschätzung. Und genau deshalb habe ich diese 5 Franken für mich behalten. Und um damit etwas zu trinken zu kaufen, schliesslich heisst es Trinkgeld. Nur, ich vergass besagtes Trinkgeld an jenem Nachmittag - vor lauter Brunnenputzen. Übrigens kommt die Bedeutung Trinkgeld davon, dass der Gast dem Personal Trinkgeld gibt, damit dieses, auf sein Wohl, trinken soll. Ich hätte eigentlich gerne noch auf diese Gäste getrunken, denn Sie waren nicht nur nett, Sie hatten auch meine schlechte Laune weggezaubert.

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