Weihnachten, Heimeli und ein bisschen heile Welt

Weihnachten, Heimeli und ein bisschen heile Welt

Zugegeben grad so heil ist unsere Welt zurzeit nicht. Am besten frägt man auf der Strasse keinen, wie es ihm geht. Auf jeden Fall dann nicht, wenn man nichts über den Schatten der uns seit nun bald zwei Jahren begleitet, hören möchte. Ich mag das Wort schon gar nicht mehr aussprechen, auch nicht schreiben – schon gar nicht in einer Zeit, die doch eigentlich erfüllt sein sollte von Freude, Kerzenschein, Weihnachtsduft, Licht, Liebe, Zuversicht und Hoffnung. Gut, Hoffnung ist da, vielleicht sogar Liebe und Zuversicht – aber heile Welt?

Bin ich für ein paar Tage im Tal, und muss ich dann auch noch ins Menschengwühl, wobei sogar Gewühl nicht mehr Gewühl ist, nicht mal mehr das ist wie früher, frage ich mich, ob es an mir und meiner Wahrnehmung liegt, dass mir soviel Frust und Negativität begegnet, oder ob die Menschen tatsächlich gereizter, aufmüpfiger, streitsüchtiger, frustrierter oder was auch immer, sind. Eigentlich weiss ich ganz genau, dass es nicht meine Wahrnehmung ist, welche mir etwas vorspielt, es ist die Realität. Und mal ehrlich, wen wundert’s? Nähe ist nicht zugelassen, Umarmungen sind ein Tabu, Berührungen gefährlich, jemanden trösten geht gar nicht – wer weiss wie ansteckend dieser Jemand sein könnte. Gut, ich könnte ihn ja fragen ob er getestet ist, oder geimpft, oder gar genesen und getestet und geimpft aber geimpft heisst ja nicht, dass er oder sie nicht ansteckend sein könnte, logisch. Doch allein schon die Frage nach «geimpft» ist mit dem Risiko verbunden, sogleich gehörig anzuecken oder damit rechnen zu müssen, einen Vortrag darüber zu hören, wie daneben man doch sei, wenn man sich auf diese Impferei einlasse oder aber umgekehrt, was man eigentlich glaube, nur Egoisten würden sich nicht impfen. Egal wie man selber denkt, das Eis ist dünn. Und anstatt Weihnachtsduft liegen Konflikte in der Luft. Vielleicht täte jetzt ein Glühwein im Beizli an der Ecke gut. Doch selbst das ist nur mit einem Minimum an elektronischem know how möglich, ohne Handy geht gar nichts. Ich denke an meinen verstorbenen Grossvater, wie er, mit seiner Pfeife im Mund, vor dem Rössli, seiner Stammbeiz, stehen und mit zittrigen Händen versuchen würde, sein Handy zu zücken, um nach dem Zertifikat zu suchen. «Nein,» würde Grossvater sagen, «dann bleibe ich halt zu Hause – es wird auch so Abend.» Ja, das würde er sagen, würde er noch leben, und er hätte recht; es würde auch so Abend werden, auch ohne Jass am Stammtisch, ohne Gespräch mit den Kumpels und ohne Witzeleien mit dem Kellner an der Bar. Es würde Abend werden, auch ohne Restaurantbesuch. Wie vielen Grossvätern, wie vielen Menschen, geht es in diesen Tagen wohl so, wie es meinem Grossvater gehen würde, würde er noch leben?

Nach meinem Abstecher ins Menschengewühl, da unten im Tal, komme ich zurück ins Heimeli, sehe von weitem unseren 12'000 Lichter Baum, und tauche ein, in unsere Wintermärchenwelt. Ich trete ein in die gemütliche Stube. Es riecht nach frischem Gebäck und Glühwein. Aus dem Kachelofen nehme ich ein warmes Chriesisteisäckli und lasse meinen Blick kurz durchs Stübli schweifen. Auf jedem Tisch brennt eine Kerze. An fast jedem Tisch sitzen ein paar Gäste, unterhalten sich, lachen, ja, jassen sogar, grad so wie Grossvater es gern getan hätte.

Mir wird bewusst, es gibt sie schon noch, die heile Welt, zumindest ein bisschen, und zumindest bei uns droben im Heimeli. Nach dem Erledigen der 2G-Prozedur, öffnet sie das Tor zu diesem bisschen heiler Welt. Und dann ist es, als könnte man ganz viel zurücklassen, als wäre hier oben alles wie vor 2019, als wäre alles wieder wie damals, in der guten alten Zeit, in der Zeit davor. Natürlich bedauern wir es, dass es diesen Eintrittscheck braucht, aber viel grösser und stärker als unser Bedauern ist die Freude und Dankbarkeit, dass wir überhaupt Gäste empfangen dürfen, dass bei uns ein bisschen Normalität möglich ist, wenn auch mit Maske, (aber auch diese ist ja längst Normalität geworden). Wir sind dankbar, dass sich unsere Gäste auf das Heimeli und alles was es zu bieten hat einlassen, dass sie den Alltag für ein paar Stunden, einen Abend oder sogar ein paar Tage hinter sich lassen, um einfach mal wieder nur zu sein. Ganz nach dem Heimeli-Motto:  «ankommen – geniessen – verweilen – sein».

Wir wünschen allen unseren Gästen und unseren Mitarbeitern schöne, friedvolle und besinnliche Weihnachtstage und ganz viel Normalität fürs 2022. Danke für euer Vertrauen, für euer Kommen, für euer Dasein und dafür, dass auch ihr uns ein bisschen das Gefühl von heiler Welt vermittelt. Und noch etwas: Bei uns droben ist das Eis gar nicht so dünn, zumindest nicht auf dem Eisfeld – auf jeden Fall lässt’s sich schon ganz gut Eisstockschiessen.

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