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Nur für den Fall, dass kein Bäcker vom Himmel fällt

Über unseren Brotbackkurs im Heimeli: Ich hätte sie längst sammeln sollen, all die Kommentare unserer Gäste über unser Brot. «Selten so gutes Brot gehabt», «unvergleichlich», «wie kriegt ihr das bloss so gut hin?» «solches Brot und dann an diesem Ort…», «euer Brot ist ein Grund, immer wieder zu kommen»... Solche Bemerkungen sind es, die uns nicht einmal im Ansatz darüber nachdenken lassen, unser Brot nicht selber, und zwar hier, im Heimeli, zu backen. Abgesehen davon haben wir beim grossen Umbau im 2019 extra eine kleine Backstube eingerichtet. Also ist Brotbacken Pflicht.

Ich bin dabei, einen Mehlsack aus der Backstube von A nach B zu hieven, denn heute ist tatsächlich Brotbackkurs im Heimeli. Ziemlich schwer, diese Säcke. Dabei fällt mir wieder ein, was Hans Zippert von der Sonnenrüti, ein altes Männlein (er geht schon gegen die 90) und weiss soviel übers Heimeli zu berichten, wie kaum ein zweiter aus dem Tal, erzählte. Nämlich, dass die Mutter von Jakob Engel (dem ersten Heimeliwirt), einst das Mehl noch von Davos über den Strelapass ins Heimeli buckelte. «50 kg wog seinerzeit ein Mehlsack», wusste Hans zu berichten, wobei das nicht mehr wirklich viel war, wogen doch ursprünglich Mehlsäcke 80 Kg. Ich stöhne schon, wenn ich helfe, unsere 25 Kg Mehlsäcke von der Garage in den Quadanhänger zu schleppen, 5 Meter Maximum. Im Winter bringen wir unsere Mehlsäcke mit dem Schneemobil ins Heimeli… und es sind derer nicht wenige. Der Gedanke daran, sie über den Strelapass zu schleppen lässt mich kurz eine Entspannungsübung für meinen Rücken in den Schreibprozess einbauen. Einfach unvorstellbar. Auch wenn die gute Frau Engel wohl kaum so viel Brot backen musste, wie wir heute. Doch nun bin ich abgeschweift. Eigentlich wollte ich nämlich einfach darüber schreiben, wie es dazu kam, dass wir im Heimeli einen Brotbacklehrgang, wenn auch in Form einer Schnellbleiche, für unsere Mitarbeiter ins Pflichtenheft aufgenommen haben. 

  

Nur schnell mal einen «Teigling» in den Ofen schieben ist keine grosse Kunst, das kann fast jeder, aber ein richtig feines Brot herstellen, da steckt schon mehr dahinter. Dass ein gelernter Bäckermeister den Weg in unsere Heimeli-Küche fand, war eher Glück oder Zufall. Denn Julian hatte sich ursprünglich eigentlich einfach als Hilfskoch oder zur Unterstützung für die Küche bei uns beworben. Doch wenn ich ganz ehrlich bin, sollte ich weder von Glück noch von Zufall schreiben, denn, sowohl unsere Chef de Service, Katrin, als auch ich, sind ziemlich gut darin, darauf zu fokussieren, dass die Menschen ins Heimeli kommen, die wir brauchen und es immer eine Lösung, gibt, wenn es eine Lösung braucht. Vor einem Jahr, als Markus, unser Küchenchef und Bäcker, das Heimeli verliess stand weniger die Frage der Kochkünste im Zentrum, wir vertrauten da ganz auf Mirjam, als die Frage nach der Kunst des Brotbackens. Mit Julian kam nicht nur ein Bäcker, sondern ein Bäckermeister ins Haus. Aber, Julian ist jung und wird eines Tages weiterziehen, und dann möchten wir uns nicht wieder mit der Frage «und wie machen wir das mit dem Brot?» auseinandersetzen. Mindestens der Küchenchef und ein- zwei weitere Heimeli-Teammitglieder sollten fähig sein, die wichtigsten Brote auch selber herzustellen. Wobei, wenn dann doch ein Beck vom Himmel fallen würde, der bereit ist, bei uns im Heimeli zu backen, sind wir noch so dankbar. Aber noch fehlt von diesem Beck am Himmel jede Spur und wir gehen lieber auf Nummer sicher. Denn vielleicht hat uns ja das Schicksal einen Bäckermeister ins Heimeli geschickt, damit wir von ihm lernen selber Brot zu backen. 

Ein paar Szenen unserer Schulung habe ich in Bildern und Filmsequenzen zusammengefasst – für alle, die gerne einen Blick in unsere Backstube werfen möchten.

Und in einem der nächsten Blogs verrate ich vielleicht auch noch das eine oder andere Brotrezept.

Brotbackkurs im Heimeli

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