200 Ovomaltinen ohne eine einzige Mail
An Tagen wie heute, an denen ich gefühlte 150 Mails beantworte, frage ich mich, wie die das früher im Heimeli wohl gemacht haben? Ich meine das mit den Reservationen, so ganz ohne Mail.
Gut, das Heimeli hatte, schon in den 30-iger Jahren, ein Telefon. Die Nummer, es war die 907, wurde jedoch selten angewählt, verfügten viele Familien damals noch gar nicht über einen Anschluss bei sich zu Hause. Trotzdem funktionierte der Betrieb.
Das Reservationssystem, oder nennen wir es eher Informationssystem, von anno dazumal war schlichtweg genial. Vor allem was die Tagesgäste betraf. An schönen Sonntagen zählte oder schätzte der Kondukteur der Arosabahn, wie viele Billette bis Langwies gelöst wurden. Auch ob die Skitour der Zugreisenden Richtung Strelapass oder Hauptertälli am Heimeli vorbei, oder eher Richtung Fondei führen soll, brachte der Schaffner in Erfahrung. Das Resultat richtete er an einem der Bahnhöfe im Schanfigg aus. Vom Heimeli rief dann jeweils jemand den Bahnhof an, um sich nach der Anzahl der zu erwartenden Gäste zu erkundigen. So konnte man sich, wenn auch relativ kurzfristig, auf einen, manchmal doch beträchtlichen, Ansturm an Gästen vorbereiten. Es war ein Leichtes, einfach noch einen weiteren Topf Suppe aufs Feuer zu stellen. Doch das Haupteinnahmegeschäft an einem sonnigen Wintersonntag wurde damals mit Ovomaltinen getätigt. Bis zu 200 Ovis wurden jeweils zubereitet. Ab Mittwoch wurde die Milch der einzigen Kuh im Heimeli im Brunnen beiseite und kühlgestellt. Am Sonntag dann Becher um Becher als Ovi den Schitourengängern für 70 Rappen pro Becher verkauft. 200 Ovomaltinen ohne eine einzige Mail und ohne ein einziges Klingeln des Telefons – das muss man sich mal vorstellen. Da haben wir keine Chance, mitzuhalten.
P.S. So ab und zu zähle ich nach, wie viele Mails es wirklich sind pro Tag. Und es sind natürlich keine 150, aber es waren auch schon mehr als 80.
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