Skip to main content

vom Licht in den Schatten - vom Schatten ins Licht

Kaum ist das Röhren der Hirsche verklungen, beginnt sie, diese goldene Zeit, in der das Heimeli noch stiller, noch schöner, noch ein bisschen magischer wird. Die Lärchen kleiden sich in leuchtendes Gold, der Himmel zeigt sich von seiner tiefblauen Seite, und am Abend liegt ein feiner Schimmer in der Luft, als hätte jemand Goldstaub über unsere Alpwiesen gestreut.

Hier oben ist das Licht anders. Weicher. Wärmer. Irgendwie näher. Während unten im Tal der Hochnebel die Sonne aussperrt, sitze ich auf der Terrasse, blinzle in die Oktobersonne und frage mich, ob ich jemals wieder talwärts will, obwohl ja Fläsch meist ebenfalls von der Herbstsonne verwöhnt wird, nur, dieses Jahr eben nicht wirklich.

Dann kommt dieser Moment, an dem ich weiss, dass die Zeit des Aufbruchs naht. Und ich weiss: Wenn ich gehe, lasse ich diesen Zauber zurück. Vielleicht ist das der Grund, warum ich den Abschied immer wieder hinauszögere bis die Sonne das Tal verlässt. Dann kann ich mir sagen: «Ich bin es nicht, die geht, die Sonne ist es». Unten im Tal wartet der Nebel. Es geht vom Licht in den Schatten, von der Weite in die Enge – jedes Mal dieselbe leise Melancholie.

Es fällt mir schwer, diesen Herbstzauber richtig zu beschreiben, ich suche nach Worten, aber ich gebe es auf. Man muss ihn erleben. Man muss das dieses Licht erleben, das verzaubert und die Seele wärmt. Ein paar Gäste schwärmen, auch sie wollen bleiben, und zwei Gäste die auf einer Wanderung sind, fragen spontan nach einem Zimmer und sind überglücklich, eine Nacht im Heimeli verbringen zu dürfen. Wer einmal hier oben war, der weiss: Er wird wieder kommen. Spätestens, wenn die Lärchen wieder golden werden und der Himmel ein bisschen zu blau ist, um wahr zu sein.

Jedes Mal, wenn ich talwärts fahre, bleibt ein kleiner Teil von mir dort oben, irgendwo zwischen den goldenen Lärchen, dem klaren Licht und dem leisen Glück vom Heimeliherbst. Noch ist der Herbstzauber nicht verflogen, noch herrscht herrliches Herbstwetter, daher schliesse ich jetzt meinen Mac und mache mich rasch wieder auf den Weg in Richtung Heimeli. Aus dem Schatten ins Licht; denn ab dem Mittag schickt die Sonne wieder ihre Strahlen auf unsere Terrasse.

  • Erstellt am .