Zwischensaison ist die Zeit zwischen zwei Saisons
Ist die Zeit, wenn das Heimeli schläft… so, wie grad eben jetzt. Es ist ruhig im und ums Heimeli. Der Schnee schmilzt langsam dahin, der Winterzauber verblasst. Einzig ein paar Krokusse verleihen den mehr braunen, als noch kaum grünen Flecken, welche vom Schnee rund ums Heimeli freigegeben werden, ein bisschen Charme. Unsere Mitarbeiter, so hoffe ich, geniessen ein paar Wochen Auszeit, oder eben «heimelifreie» Zeit. Aber ich weiss, sowohl Vanessa, unsere Chef de Service, als auch Philip unser Küchenchef, verweilen gedanklich oft im Heimeli. Philips Notizbuch quillt anscheinend schon bald über vor lauter Ideen für die Heimeli-Zukunft, und Vanessa bildet sich im Moment in Sachen Wein weiter. Markus, unser Bäckermeister hat zwar nichts zu backen, aber, da er als mein «Stellvertreter» auch zuständig für das Reservationssystem ist, huschen seine Finger doch täglich über die Tastatur, um Gästeanfragen zu beantworten. René befasst sich mit den Zahlen, macht den Abschluss, bezahlt Rechnungen, kalkuliert, trifft sich mit dem Treuhänder, verschickt Arbeitsverträge an neue Mitarbeiter und, und, und. Und ich selber? Ich stecke gedanklich bereits mitten in der Sommersaison. Was könnte man noch? Was sollte man noch? Was müsste man noch? Mit anderen Worten, auch wenn das Heimeli schläft – die fünf vom Heimeli-Management schlafen nicht. Nicht, dass wir uns darüber beklagen würden, natürlich nicht. Aber ich muss innerlich schmunzeln, wenn ich daran denke, dass ich mich alle Jahre immer wieder beim selben Gedanken ertappe, nämlich, wie ich kurz vor Saisonschluss denke – «jetzt ist dann Saisonende, jetzt gibt’s dann mal eine Pause…», nur, um wenige Tage, nachdem wir das «Geschlossen-Schild» aufgehängt haben, bereits wieder die Heimeli-Türe aufzuschliessen, um nach dem Rechten zu sehen.
Wenn ich ehrlich bin, mit dem Heimeli ist es ein bisschen wie mit einem eigenen Kind. Nur weil dieses schläft, bedeutet das nicht, dass man selber auch schlafen kann. Und obwohl das Heimeli zwischenzeitlich weit über 300 Jahre alt ist, behandeln wir es wie ein Kleinkind, ja fast einen Säugling. Das heisst, wir überwachen seinen Schlaf. Wir beobachten es, selbst wenn wir nicht vor Ort sind. Was für ein Glück, dass wir eine Webcam haben, so können wir täglich überprüfen, wie es dem Heimeli geht, und ob die Frühlingssonne brav den Schnee dahinschmelzen lässt. Doch nur aus der Ferne beobachten reicht uns nicht, wir lassen unser Heimeli nie lange alleine, wir besuchen es regelmässig, wollen wissen, ob alles in Ordnung ist, möchten uns vor Ort überzeugen, dass dem so ist, und können offensichtlich nie ganz loslassen. Morgen geht’s ins Heimeli!
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